Drechslertreff am 9. Oktober 2015

Jetzt ist es Herbst geworden.
Dunkel sind die Abende, nasskalt ist es im 'gäu.

Doch es gibt einen Hort der Wärme und Gemütlichkeit!
Martins Werkstatt in Bethlehem und den Allgäuer Drechslertreff. Thema an diesem Abend:

 

Hochwertige Schreibgeräte mit viel Holz aus einfachen Bausätzen.

 

Martin begrüßt seine Gäste und erinnert nochmals an die Kreiselspende-Aktion für krebskranke Kinder von Thomas Jäschke.

Hier kann einer übers ganze Gesicht grinsen:
Unser Drechslertreffler Robert Jaser, der frisch gekürte Deutsche Meister im Kürbis züchten.
Stolze 815,5 kg wiegt sein Atlantic Giant. Bravo!

Und Freibier hat er auch noch ausgegeben.
Ein doppeltes Bravo dafür!

So, jetzt geht es aber los.

Martin berichtet von seinen neuen Erfahrungen mit dem Drechseln von Schreibgeräten. Eine Kantel, Pen blank genannt, hat er bereits in der Hand.

Eines gibt er gleich zu bedenken: Schreibgeräte sollte man in Kleinserie erstellen, denn sonst wird der andauernde Umbau an der Drechselbank zu mühsam.

Beim Drechslertreff hat Martin dann auch zwei Schreiber, einen Fallminenstift und einen Druckkugelschreiber gedrechselt. Hier ist nur ein "Durchgang" zu sehen.

Für ein erfolgreiches Schreibgeräte drechseln und zusammenbauen sind Bausätze notwendig.
Der Zubehörhandel bieten dazu eine breite Palette an Schreiberbausätzen und Kanteln/Pen blanks an.
Weiter ist ein Mandrel äußerst hilfreich, um den Pen blank gut spannen und drechseln zu können.

Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist für Martin ein guter Bohrer. Hier sollte man auf keinen Fall sparen. Für eine saubere Bohrung muss der Bohrer eine scharfe Schneide und eine gute Spanabführung haben.
Auf keinen Fall sollte der Pen blank von zwei Seiten aus gebohrt werden. Das geht in der Regel schief.

Der Pen plank wird in das Vier-Backen-Futter gespannt, um dann die Bohrung für das Messingröhrchen des Bausatzes einzukleben.

Langsamer Vorschub und immer wieder die Bohrung von den Spänen freiräumen hilft dabei, eine saubere Bohrung zu bekommen.

Ein prüfender Blick, ob alles gelungen ist.

Das Messingröhrchen wird nun mit groben Schleifpapier aufgerauht, so dass der Kleber besser haften kann.

Für eine sichere Klebung ist es empfehlenswert, zuerst in die Bohrung im Pen blank etwas Kleber ringförmig aufzutragen.
Danach wird auf das Messingröhrchen an einem Ende ebenfalls Kleber ringförmig und dann auf die gesamte Länge noch eine Strang Kleber aufgebracht.

Nun wird das Messingröhrchen mit dem Klebstoffring voran in die Öffnung des Pen blanks eingeführt, die keinen Kleber enthält.
Das Messingröhrchen wird und ständiger Drehung ganz in den blank eingebracht.

Als Kleber kann sowohl sogenannter Sekundenkleber wie auch PU-Kleber verwendet werden.

Eine sorgfältige Verklebung ist extrem wichtig, da das Holz oftmals nur noch ca. 1 mm stark ist, wenn der Schreiber fertig gedrechselt und geschliffen ist.

Wenn der Kleber getrocknet ist, werden die beiden Enden bis zum Messingröhrchen abgedrecht und sorgfältig plangedreht.

Sobald das Röhrchen erreicht ist, erkennt man das am "aufblitzen" des Metalls.
Also keine Angst zuviel wegzunehmen.

 

Jetzt endlich kann es an die Gestaltung der Schreiberform gehen.
Tendenziell sollten häufig gebrauchte Schreiber von der Form her eher schlank als zu dick gedrechselt werden.
Um die Stärke der Schreiberform exakt gestalten zu können, werden die blanks auf dem Mandrel mit Distanzringen, sogenannten bushings gespannt.

Je nach Bausatz können die Endstärken oben (am Drücker) und unten (an der Schreiberspitze) unterschiedliche Durchmesser haben. Deshalb die bushings ggf. messen und evtl. farbig markieren, um unten und oben nicht zu verwechseln.

Wenn die Schreiberform gefunden und gedrechselt ist, geht es ans Schleifen.

Dabei ist ganz besonders wichtig, dass sich Holz nicht erwärmt und unter Umständen schwindet.
Also immer moderat mit Geschwindigkeit und Druck arbeiten.

Bei der Körnung empfiehlt es sich durchaus bis zu Korn 800 oder 1000 zu gehen.

Da Schreibgeräte einer starken Belastung durch Handschweiß ausgesetzt sind, sollte die Oberfläche gut versiegelt werden. Martin hat dazu den Rohling zwischen einen alte Vierzackmitnehmer und einer mitlaufenden Reitstockspitze gespannt.

Die Oberfläche wird nun mit einem "Pen finish" behandelt. Bei niedriger Drehzahl wird das Mittel mit einem fusselfreien Tuch rasch aufgetragen. Ein, zwei, höchstens drei Mal auf und abgewischt. Fertig.

Maschine abstellen und warten, bis das Oberflächen-Finish getrocknet ist.

Und auch das ist möglich ...

Nein, keine abgefieselten Dönersspieße.
Das sind die Schreiber, aufgestellt zum Trocknen. Die vorgegebene Trockenzeit sollte unbedingt eingehalten werden.

Nach der Trockenzeit kann dann die Mechanik des Bausatzes in den Schreiberrohling, also das Messingröhrchen eingepresst werden.
Dass sehr gut an einem Bohrständer geschehen, oder zwischen Reitstock und Spindel an der Bank ...

... oder ganz komfortabel mit Hilfe einer käuflichen Vorrichtung.

Wie immer volles Haus beim Drechslertreff. Hier ist nur der Fotograf gerade unterwegs.

Über 65 Gäste waren es diesmal wieder.

Eine Schreiber von Martin.

Objekte von Martin und den Drechslertrefflern.

Gelungene Kombination von Glas und Maserholz.

Eine raffinierte Form aus einer Thuja-Wurzel
von Alfons Dreggslschtub

Schalen und Vase.

Endlich gab's dann die Würschtl:
Gisela freut sich riesig, dass alles brav aufgegessen wurde und Martin späht nach dem letzten Wienerle.

Wie immer ein höchst gelungener Drechslertreff-Abend!

 

 

(c) Die Rechte an den Fotos liegen bei Luggi Schafroth und Reinhold Feistenauer

 

Letzte Aktualisierung -  9. Oktober 2015